Sonnencrèmes und Regenmäntel aus Stansstad
Von 1947 bis 1959 stellte die Firma Togusana in Stansstad Badezusätze und Kosmetikartikel her. Die Kleiderfabrik Gebrüder Brack AG war auf Regenmäntel und Skijacken spezialisiert. Die Archive der beiden Firmen sind über Konkursverfahren ins Nidwaldner Staatsarchiv gelangt. Im Rahmen des Nacherschliessungsprojekts werden sie nun bewertet, geordnet und erschlossen.
Die Kosmetikfirma Togusana in Stansstad hatte Anfang der 1950er-Jahre eine breite Palette von Schönheits-Präparaten im Angebot: So etwa «Nähr-Massagegelées» mit bleichender oder nervenanregender Wirkung, Tagescrèmes für alle Hauttypen von «fett und aufgedunsen» bis «trocken und fahl», «tonisierendes» Augenbalsam, Abschminktinkturen wie auch teintverfeinernde «Verjüngungsmilch» für Hals, Schultern und Dekolletée. Zudem vertrieb die Firma Haarkuren, Badesalze und eine universale Hautpflegecrème, die als Sonnenschutz und Sportsalbe zu den langjährigen Verkaufsschlagern gehörte.
Die Kosmetikfirma mit Labor und Fabrikationsräumen in Stansstad war 1947 gegründet worden. Ursprüngliches Ziel der Togusana Company AG war die Herstellung von dermatologischen Heilmitteln aus eigenen Rezepturen. Doch schon bald rückten Schönheitsprodukte ins Zentrum des Angebots. Schwierigkeiten bereitete der Aufbau einer geeigneten Vertriebs- und Verkaufsorganisation. Eine Generalvertretung für den in- und ausländischen Markt brachte nicht die gewünschte Reichweite. Für umfassende Werbekampagnen fehlte das Geld. Schliesslich arbeitete die Firma mit Depots in Drogerien und Coiffeursalons und so genannten «Reisedamen», Handelsvertreterinnen, die die Artikel auf Provisionsbasis an die Kundschaft brachten.
Der finanzielle Erfolg blieb jedoch aus, in der Unternehmensführung mehrten sich die Unstimmigkeiten. Nach Rücktritten in der Geschäftsleitung kam es 1959 zum Konkurs, die Firmenunterlagen gelangten ins Staatsarchiv. Hier werden sie nun im Rahmen des Nacherschliessungsprojekts bewertet, geordnet und erschlossen – wie auch das Unternehmensarchiv der Kleiderfabrik Gebrüder Brack AG, das ebenfalls über ein Liquidationsverfahren ins Staatsarchiv wanderte.
Auch die Textilwarenfabrik Gebrüder Brack AG konnte Aufwand und Ertrag nicht auf eine rentable Basis bringen. Sie war ebenfalls im Jahr 1947 gegründet worden und produzierte im ehemaligen Hotel Schiff an der heutigen Achereggstrasse Regenmäntel und Skijacken. Als Hauptabnehmer waren Mitglieder der Kleider-Gilde – einer von der Migros initiierten Verkaufsgenossenschaft – vorgesehen. Deren Bestellungen gingen jedoch nach dem zweiten trockenen Sommer im Jahr 1948 zurück. Der Kleiderfabrik gelang es nicht, genügend Neukunden anzuwerben – 1950 meldet das Unternehmen Konkurs an. Der Konfektionsbetrieb wagte einen Neustart in der Stadt Luzern, das Fabrikationslokal in Nidwalden wurde von der Kleiderfabrik Stansstad AG übernommen.
Trotz oder gerade wegen der missglückten Geschäftsverläufe geben die Firmenarchive interessante Einblicke in Unternehmensstrategien und Betriebsorganisationen von KMUs der Schönheits- und Textilindustrie. Neben Geschäftsleitungsprotokollen, Buchhaltungsunterlagen, Korrespondenzen von Kunden und Lieferanten sind in den Unternehmensarchiven aufschlussreiche Dokumente zur Personalrekrutierung und Personalführung überliefert. Diese dokumentieren typische Erwerbsmöglichkeiten von Frauen in der Mitte des 20. Jahrhunderts: Während die Firma Togusana kommunikativ versierten Quereinsteigerinnen eine flexible Tätigkeit als Beraterinnen und Vertreterinnen bot, setzte die Kleiderfabrik der Gebrüder Brack auf das in ländlichen Gebieten noch vorhandene Reservoir billiger weiblicher Heimarbeiterinnen.
Monika Burri