
Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft bis 1800
Übers Ganze gesehen, wuchs in der frühen Neuzeit die Bevölkerung. Lebten Ende des Mittelalters geschätzte 7'000 Menschen in ganz Unterwalden, wurden 1799 in der helvetischen Volkszählung allein in Nidwalden 8'496 Einwohner erfasst. Im Vergleich mit anderen Regionen war das Wachstum jedoch eher gering; die Wirtschaftsweise liess kein grösseres Wachstum zu. Die zum Teil hohen Bevölkerungsverluste durch die wiederholten Pestepidemien wurden jeweils relativ rasch kompensiert. Kriege und Hungerkrisen beeinflussten das Bevölkerungswachstum – mit Ausnahme des sogenannten Franzosenüberfalls von 1798 – nicht nachhaltig.
Die Vieh- und Alpwirtschaft, die sich im Spätmittelalter herausgebildet hatte, blieb auch in der Frühneuzeit bestimmend, so dass Nidwalden im 18. Jahrhundert als Hirtenland bezeichnet wurde. Neben der Landwirtschaft lassen sich in den grösseren Ortschaften auch Kleingewerbe und Handwerk nachweisen. Bescheidene Anfänge von Industrie sind ab 1598 im Rotzloch (Stansstad) nachweisbar, wo sich neben einer Papierfabrik bis 1626 weitere Betriebe ansiedelten: Öltrotte, Sägerei, Pulvermühle, Gerberei und Eisenschmelze. Die Wirtschaft vermochte jedoch nicht allen Einwohnern ein Auskommen zu verschaffen. Vielen ärmeren Männern blieb wohl nur der Ausweg, sich in den Solddienst anwerben zu lassen und in einem der zahlreichen Schweizer Regimente in der Fremde Dienst zu leisten.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts existierten in allen Gemeinden wenigstens für das Winterhalbjahr „deutsche Schulen“. Diese waren aber schlecht besucht, weil die Eltern sie häufig unnötig fanden. Knaben der Oberschicht erhielten erst Privatunterricht bei Geistlichen und besuchten anschliessend für ein paar Jahre die Klosterschule Engelberg oder ein Jesuitenkollegium, meist jenes von Luzern. 1749 gründeten zwei Geistliche die Stanser Lateinschule, welche 1788 von den Kapuzinern übernommen wurde.